30.12.2015

Mitten in der Zuschauermenge sitzend, erzählte mir im Jahre 2011 John Ellison, den ich schon vor einigen Jahren als Schiedsrichter in Birmingham kennenlernen durfte, dass er die Diagnose Prostatakrebs erhalten habe. Einfach – nur so nebenbei – und mit einem Lächeln im Gesicht!

Ich war schockiert und erstaunt mit welcher Gelassenheit er diese Situation schilderte. Wie konnte es sein, dass ein Mensch so ruhig in die nicht sehr rosig klingende Zukunft sehen konnte?

Ein Jahr später treffe ich John bei der Weltmeisterschaft in Paris erneut. Wieder sitzen wir in den Zuschauerrängen und er stellt mir seine Idee mit der CAC Foundation vor und fragt mich, wie ich sie finde, und ob er das meiner Meinung nach tun sollte. Ich fand es großartig und bekräftigte meine Zustimmung.

 

Er war an diesem Tag auch der Erste, dem ich meine Vorahnung erzählte, denn eine Woche später hatte ich einen Untersuchungstermin, da ich einen Knoten in meiner Brust wahrgenommen hatte. Auch ich würde eventuell zu diesem „Kreis“ gehören sagte ich ihm, was sich eine Woche später leider auch als wahr erwies.

 

So begann John mit CAC und mit ihm eine Freundschaft, die uns durch diese Krankheit noch mehr verband. Wir konnten uns Dinge erzählen, die wir vielleicht anderen nicht erzählt hätten, wir verstanden uns, hatten so manch ähnliche Therapie und wussten von den Gefühlen und Schmerzen dabei. Auch Thema war, wie wir mit unserer Familie und den Freunden umzugehen versuchten. Sehr tröstend, wenn wir uns gegenseitig humorvolle Geschichten und Begebenheiten erzählten, denn „keep smiling“ war das Motto, woran er mich auch immer wieder daran erinnerte.

John hat mich in den folgenden Jahren immer wieder in Imst besucht, ich sah ihm an den Augen an, wenn er wieder sehr starke Schmerzen hatte und keinen Schlaf fand – und ich versuchte auf meine Weise, ihn aufzuheitern und Mut zu geben (was er selbst bei mir auch tat!).

 

Ich werde nie vergessen, als ich ihn „genötigt“ hatte, auf die Platteinwiese mit mir zu gehen. Wir rasteten sehr viel und es war sehr beschwerlich für ihn, aber er hatte ein Strahlen im Gesicht und als wir oben am Narrenkreuz standen, umarmten wir uns und waren einfach nur glücklich. Der Weiterweg über den Plattigsteig, die Barfußüberquerung des Scharnitzbaches, weil Hochwasser den Bach überlaufen ließ, und die anschließende Einkehr bei Birgit auf der Muttekopfhütte, werden unvergesslich bleiben. John – du hattest große Schmerzen, aber am Abend warst du einfach nur selig. Ich war froh, dich zu dieser Tour überredet zu haben, und dankbar dies mit dir erleben zu können!

 

Nun erfahre ich, dass du deinen Lebens- und Leidensweg beendet hast, es kommen Erinnerungen herbei, die ich nicht missen möchte, nur allzu oft hast du mir Mut zugesprochen und hast selbst doch so gelitten. Den Humor hast du jedoch nie verloren und auch nicht die Geduld das Leben so wie es ist zu tragen und ertragen.

Nun möchte ich mich von dir verabschieden – mit einem Lächeln – denn wir hatten die Chance uns kennen zu lernen. Im letzten Brief vom 9.12. hast du noch von einem erhofften Wiedersehen geschrieben, leider war es uns nicht mehr gegönnt, aber wie du sagtest, das Leben hält immer Überraschungen bereit. Und mir bleibt noch ein Bild, das ich mir jetzt von dir vorstelle, auf einer Wolke sitzend, die Beine herunter gebaumelt und mit einem zufriedenen Lächeln herabschauend – nicht ohne vorher die Engel und Petrus mit CAC T-Shirts eingekleidet zu haben…

 

Thanks and keep smiling John – in love, Susi with family

 

 

 

 

 

Edelweiss

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